Heute möchte ich euch mein nächstes Großprojekt zeigen. Nachdem Helmut mit einem Hauber aus deutscher Produktion toll vorgelegt hat, wird mein Modell ein Mercedes LAS 2624 6x6 mit einem Stetter Betonmischer-Sattelauflieger. Ein paar technische Daten, der Mercedes-Hauber wurde ab 1965 in vielen Varianten gebaut, der letzte aus Wörth lief 1995 vom Band, kurz vor der Einführung des Actros. Im Iran werden modifizierte Hauber heute noch gebaut. Die schweren Dreiachser wurden für den Transport abseits der Straße konzipiert. Ob als Kipper, Betonmischer oder Sattelzugmaschine, mit 6x4 oder 6x6-Antrieb und dem bewährten Mercedes OM 355-Sechszylinder Dieselmotor mit 240 PS waren die robusten LKW´s im Einsatz. Die Allrad-Sattelzugmaschine hatte ein Leergewicht von 8450 kg, das zulässige Lastzuggesamtgewicht betrug 38 t. Meine ersten Erinnerungen an den Mercedes-Hauber sind aus den 70er Jahren, wo mein Bruder und ich viele Stunden auf dem Beifahrersitz verschiedener LAK 2624 im benachbarten Kieswerk verbrachten, sehr zum Ärger des damaligen Chefs
Hier mal ein paar Prospektseiten von 1976
Hier das Fahrerhaus, es wird in dem Prospekt als „komfortabel“ und „geräumig“ beschrieben, der Sitz ist einstellbar, das Armaturenbrett „übersichtlich“ aus lackiertem Blech...
Der Antriebsstrang mit Motor, Verteilergetriebe und den drei angetriebenen Achsen, die als getrennte Trag- und Antriebsachsen ausgelegt sind, um die Aggregate von Tragkräften zu entlasten.
Hier mal ein Mercedes LS 2624 6x4 mit einem Stetter Betonmischer-Sattelauflieger, bei dem die Trommel noch mit einer Kette angetrieben wird
Auf der Suche nach weiteren Zeichnungen und Bildern bin ich fündig geworden, Zeichnungen von der Zugmaschine sind problemlos in Stuttgart zu bekommen, bei Stetter habe ich leider nichts bekommen. Zum Glück habe aber ich aber eine Zeichnung eines Vierachser-Betonmischers in meinem Archiv gefunden, die ganz gut passt. Vom Auflieger habe ich von Markus Prem, einem Mitglied des Baumaschinenbilder-Forums Bilder und die wichtigsten Maße bekommen, bei seinem Arbeitgeber ist ein Stetter-Sattelmischer Baujahr 1972 (!!!) heute noch im Einsatz. Der Mischer wird von einem 130 PS Deutz F6L913 Dieselmotor angetrieben. Hier die Zeichnung die ich aus zwei Teilen und den Informationen von Markus angefertigt habe
Hier der Auflieger, heute von einer Mercedes Axor Sattelzugmaschine gezogen, mittlerweile wurde der Originalmotor gegen einen 120 PS Deutz F6L912 ausgetauscht. Nochmals vielen Dank für die tolle Unterstützung an Markus
Copyright Markus Prem
Nachdem ich mir die Zeichnung auf 1:24 kopiert hatte, begann ich mit dem Fahrgestell der Zugmaschine. Die Grundlage ist ein Rahmen eines Italeri Mercedes-NG, der schon gebaut in der Bastelkiste lag. Der vordere und hintere Überhang wurden abgetrennt und der Zeichnung entsprechend aus 1mm Sheet neu angefertigt und der Rahmen in der Mitte verlängert.
Die Allradachsen stammen aus der Produktion von KAWIT nach Urmodellen von O. Klitzke. Die Antriebswellen fehlen noch, genau wie die Radnaben für die Vorderachse.
Das Fahrgestell mal zur Probe zusammengestellt, der OM 355 entstammt meiner schon bekannten Gießform, das Verteilergetriebe fehlt auch noch, das werde ich noch anfertigen
Hier mit der Haubenkabine, die aus einer Kleinserie von Bernhard Albrecht stammt (Urmodell O.Klitzke) und nicht mehr erhältlich ist, die Baustellenräder stammen ebenfalls aus der Serie von Bernhard
Von Helmut habe ich freundlicherweise einen Deutz V6-Motor aus dem Drehleiterbausatz bekommen , er wird in einen Reihensechszylinder umgebaut
Hallo Jochen Ich freue mich SEHR, daß es bei Dir nun mit dem lange geplanten Modell(en) losgeht. Wie nicht anders zu erwarten, mit hohem Scratchbau-Anteil und sorgfältiger Planung von Dir. Das wird wieder ein interessanter und umfangreicher Baubericht von Dir, welchen ich aufmerksam verfolgen werde. Ich freue mich schon sehr über einen weiteren seltenen Haubenwagen aus "Forumsmitgliederproduktion" Diese alten Baustellenlaster treffen genau meinen Geschmack und meine Leidenschaft!! Bis Bald Gruß Helmut
gratuliere zu so einem ausgefallenen Vorhaben! Bekommt man solche Mischtrommeln eigentlich in Resin oder wird das auch ein Eigenbau? Was mich etwas stutzig macht, ist der sehr weit zurückgesetzte Königszapfen am Auflieger (oder die sehr weit vorne angebrachte Sattelplatte - jenachdem, wie man da sieht). Ergibt das nicht ein etwas instabiles Fahrverhalten? Von der zulässigen Gesamtlänge her könnte man doch noch etwas länger bauen.
was soll ich dazu noch sagen, das ist ja der wahrnsinn was Du, uns da schon zeigst, das wird wieder ein Modell was wo so gut wie garnicht aus dem Baukasten kommt, echt top!
Zuerst ein mal Danke für die Vorschußlorbeeren, ich werde mich bemühen, wieder ein schönes Einzelstück zu "zaubern"...
@Martin : Die Betonmischertrommel wird wieder in Resin gegossen, wie schon bei meinem LPB 2224, es wird aber eine entsprechend größere 8m³ Version, die Vorbereitungen laufen schon, Bilder gibt es bald. Die Maße des Abstandes von Königsbolzen und die Lage der Sattelkupplung entsprechen dem Vorbild, bzw. den Werkszeichnungen, warum der Abstand so ist
Heute gibt es ein kleines Update, um die Zugmaschine auf die Räder zu bekommen, habe ich den Radträger der Allradvorderachse nachgebaut. Als erstes habe ich eine 12mm Kunststoffkugel in Knetmasse zur Hälfte abgegossen
Die Einzelteile von links: Eine Scheibe 1,5mm dick und 19mm Durchmesser als Rückseite der Bremstrommel, eine um 9° schräg abgeschnittene Scheibe als Aufnahme der kugelförmigen Achslagerung, die abgegossene Kugel und das Verbindungsteil zur Achse, das aus Rundmaterial auf der Drehbank hergestellt wurde
Die Teile zusammengeklebt und mit Schraubenköpfen aus dem KAWIT-Programm detailliert, die seitlichen Verstärkungen wurden aus giesstechnischen Gründen etwas vereinfacht dargestellt
So viel für Heute, wenn die Teile abgegossen sind geht es weiter...
Viele Grüße Jochen
Unterflur
(
gelöscht
)
Beiträge:
22.04.2012 14:45
#8 RE: Mercedes-Benz LAS 2624 mit Stetter Betonmischer-Sattelauflieger
Die Radnaben der Allradvorderachse sind abgegossen, um die Teile ankleben zu können und die Achse später stabil wird, wurde in die Achse und in die Naben ein 3,2mm Loch gebohrt, ein Rundmaterial (ebenfalls 3,2mm) eingeklebt und das Ganze ausgerichtet und verklebt
Für die Befestigung der Räder wurden außen 4mm Löcher gebohrt und 4mm Rundmaterial eingeklebt
Hier die Vorderachse mal Probehalber montiert, die Vorderachsfedern wurden mit einzelnen Sheetstreifen auf die nötige Stärke gebracht und die Stoßdämpfer verlängert.
Die Nabendeckel der Vorderachse wurden nach Zeichnung angefertigt und ebenfalls in Silikon getaucht
Ebenso die Radnaben der Hinterachsen, hier noch mit dem Urmodell
Als nächstes sind die Antriebswellen für Vorder – und Hinterachsen dran, die Wellen haben Gummimanschetten an den Außenseiten um Schmutz fern zu halten. Die winzigen Teile habe ich auf der Drehbank angefertigt und abgegossen.
Hier die mit 2mm Rundmaterial kombinierten Wellen an der Vorderachse eingebaut Originalfoto von KAWIT
An den beiden Hinterachsen fehlten die Halter (unten im Bild) für die Stabilisatoren, auch hier habe ich ein Urmodell angefertigt und 4x abgegossen.
Die oberen Halter für die Stabilisatoren fehlten ebenfalls, auch hier wieder in Resin gegossen
Damit später alle Räder auf dem Boden stehen, habe ich eine Schablone gebaut, in der die Achsen fixiert werden
Die Überlegung, das Ganze beweglich zu machen, hatte ich auch schon, aaaaber durch die doppelten Gelenkwellen zu den Hinterachsen wäre der Aufwand sehr groß. Ich habe z.B. im Knickgelenk meines Kaelble KK50 schon mal bewegliche Kreuzgelenke angefertigt, außerdem müssten die sechs Stabilisatoren beweglich gemacht werden... die Überlegungen habe ich dann zu Gunsten einer besseren Stabilität aufgegeben, die Sattellast mit der Resin-Trommel dürfte recht hoch werden...
Die nächsten Teile sind angefertigt, die Radbremszylinder der Vorderachse entstanden aus 4mm Rundmaterial, für die Spurstangenhebel habe ich wieder eine Gießform angefertigt, die Spurstange selbst wurde aus 2mm Rundmaterial gebogen.
Für die beiden Hinterachsen wurden ebenfalls die Bremsen angefertigt, hierfür fertigte ich Urmodelle für die Versteller, Bremsnockenwellenhalter und die Radbremszylinder mit Halter an und formte sie in Silikon ab
Die erste Hinterachse mit dem Durchtrieb für die Gelenkwelle der zweiten Hinterachse
Hinterachse Nr. 2
Die drei Achsen an den Blattfedern befestigt
Komplettiert mit den oberen und unteren Stabilisatoren und der Gelenkwelle
Zwischendurch hatte ich Lust, den Kraftstofftank herzustellen, er entstand aus einem 20mm Kunststoffrohr, das mit Deckeln versehen wurde
Als nächstes ist das Verteilergetriebe an der Reihe, auch hier werde ich zuerst wieder ein Urmodell zum abgießen anfertigen.
Weiter geht es mit der „Resin-Schlacht“ Da das Verteilergetriebe in einem Stück schlecht zu gießen wäre, habe ich es in drei Teilen aufgebaut. Die Teile entstanden an Hand meiner Unterlagen und Fotos komplett Scratch aus Plastiksheet und Rohren verschiedener Durchmesser. Hier die Urmodelle, ganz links der Halter, mit dem das Verteilergetriebe am Rahmen befestigt wird
Hier die fertig gegossenen Teile
Das zusammengeklebte Getriebe auf einem Vorbildfoto
Das Verteilergetriebe im Rahmen montiert und mit Gelenkwellen komplettiert, die Gelenke sind abgegossen, das 4mm-Rohr von Evergreen
Sage und schreibe fünf Gelenkwellen sind hier am Werk...!!!
Hier noch zwei Bilder, die ich von Andreas bekommen habe , es zeigt den Antriebsstrang eines LAK 2624 6x4, bei dem Fahrzeug ist die Vorderachse nicht angetrieben, somit fehlt der Flansch und die Gelenkwelle zur Vorderachse, ansonsten ist er baugleich
Als nächstes werde ich mir das Fahrerhaus vornehmen, die Innenausstattung komplettieren und die Fahrerhauslagerung anfertigen
Viele Grüße Jochen
Unterflur
(
gelöscht
)
Beiträge:
28.05.2012 00:10
#18 RE: Mercedes-Benz LAS 2624 mit Stetter Betonmischer-Sattelauflieger
Hallo Jochen! Was soll man da nur noch sagen? ERSTKLASSIG!
Supertolles Getriebe, tolle Qualität, und gut das du es direkt abgegossen hast :) Auch im eingebauten Motor, sieht das ganze doch schon recht stark aus! Super! Ich freue mich schon wahnsinnig auf die Inneneinrichtung und die ersten Bilder von der Kabine! Grüße und viel Glück weiterhin wünscht/sendet dir Patrick
Als nächstes wurde die Abgasanlage angefertigt, die Rohre zwischen Krümmer und dem Auspufftopf entstanden aus 4mm Rundmaterial, der Topf ist aus 12,7mm Rohr, die Deckel vorne und hinten habe ich mit einem Locheisen ausgeschlagen und etwas versenkt eingeklebt (Karsten weiß warum...)
Die beiden Luftkessel aus Resin wurden auf zwei Halter gesetzt, mit Spannbändern befestigt und am Rahmen angeklebt, ein dritter Luftkessel wurde im Rahmeninneren eingeklebt
Die Abgasanlage von unten, so langsam wird es eng hier
Als nächsten Schritt habe ich mir die Fahrerhausinneneinrichtung vorgenommen. Die Bodenplatte und die Motorraumwand mit der Motorenkiste
Die Vorderachskotflügel eingepasst und das Armaturenbrett aufgesetzt
An den Vorderachskotflügeln habe ich die sogenannten Keder (Gummiprofil) zwischen Kotflügel und Karosserie aus 1mm Halbrundprofil aufgeklebt
Das Fahrerhaus mal auf die Inneneinrichtung aufgesetzt...passt...
Und weiter geht es mit den nächsten Teilen, es ist zwar mittlerweile etwas eng im Rahmen, aber einer geht noch . Den Bremsverstärker für die Stockhandbremse sieht man gut von oben, also zwei Drehteile angefertigt, abgegossen und den Halter aus Sheet nachgebaut
und im Rahmen eingeklebt
Die Sattelzugmaschine bekam einen zusätzlichen Sattelrahmen auf dem die Sattelkupplung montiert wird
Nachdem die Zugmaschine auf den Rädern steht, habe ich mit dem Rahmen des Aufliegers begonnen. Zuerst zwei Bilder des Originals von Markus Prem
Das Ganze in 1:24, die wichtigsten Maße habe ich von Markus bekommen, der Rest wird an Hand der Bilder „ausgetüftelt“
Hallo Jochen Nun wieder mal ein (immer wieder) begeisterter Kommentar von mir....... Das ist mit ABSTAND!!!! der beste Mercedes-Hauber-Bau, den ich je gesehen habe !!! Einfach in jedem Detail einzigartige Präzision und Perfektion eines Scratchbaues der Spitzenklasse, wie man sie von Dir kennt und liebt ! Du hast zwar dafür einzigartige Detailkenntnisse, bist aber obendrein auch in der Lage, diese perfekt im Modell umzusetzen. Dafür gebührt Dir mein höchster RESPEKT!! Auch wenn es bei mir modellbauerisch wenig vorran geht, so verfolge ich Deine (und andere) Bauberichte mit großem Interesse. Man glaubt zwar kaum noch an Steigerungen, doch dieser beweist sogleich das Gegenteil. Bitte begeistere UNS weiter SO!!!! Staunende Grüße von Helmut
Aber eine Frage hätte ich trotzdem: Frißt nicht der imense Antriebsstrang schon die Hälfte der eh spärlichen PS auf? Technisch ist das ja hervorragend von den Erbauern ausgetüftelt. Aber konnte man damit tatsächlich effizient arbeiten? Zumals bei Mercedes und MAN die PS immer an der Kurbelwelle und nicht an den Hinterädern gemessen wurde? Beispiel: Beim 1635 V 8 Turbo (345 reale PS an der Kurbelwelle), den ich mal für zwei Jahre fuhr, gingen nochmals 50 PS bis zu den Antriebsrädern verloren (wir haben das mal messen lassen). Im Endeffekt hatte das Auto also nur 295 Nutz- PS. Und das Teil hatte nur eine Antriebsachse und nur eine Kardanwelle, plus das kleine Ding für die Hydraulikpumpe, das aber ja nur im Stand benutzt wurde. Ergo müßten doch bei Deinem Benz mindestens 130 PS Verlust bei Allrad drin sein (?).
@Martin: Tjaa... die 240 PS waren Stand der Technik 1969, der VW Käfer hatte damals 34 PS, jeder einfache Golf hat heute über 100 PS und läuft 200 km/h... Die meisten wurden damals solo gefahren, so eine Allradsattelzugmaschine als damals üblichem 38t-Zug war eher selten. Auf jeden Fall waren die Hauber geländegängig:
@Helmut und Thomas, danke fürs Lob, das motiviert einem solche "Gewaltaktionen" durchzuhalten Da ich noch ein paar Fahrerhäuser auf Lager habe, gieße ich die Teile natürlich ab, sonst fange ich ja wieder von vorne an, ein geplantes Modell wird Blaulichter tragen... so viel sei verraten
Hallo Jochen Wegen dem Sound möchte ich hier gleich mal meine 1/1 Erfahrung wiedergeben: DU HAT ABSOLUT RECHT!!!! Meine "Emma" hat auch ein Radio in der Kabine, doch es ist nicht mal bei voller Lautstärke in der Lage, den tollen V-8 Sound zu übertönen! Wozu auch????????????????? dagegen kommt kein Senderprogramm an.. bitte noch was! Halte Deine "Gewaltaktionen" weiterhin so tapfer und erfolgreich durch, denn die wahren Scratchbaufans werden es DIR danken!!! Zitat: " Weltklasse" (gebe ich hiermit zurück!) begeisterter Gruß von Helmut