scratch gebaute Omnibusse sieht man ja nicht sehr häufig – wenn überhaupt.
Dies mag an einem zweifachen Dilemma liegen, das nur schwer lösbar erscheint:
Einerseits ist der Baukörper eines großen Busses etwa so groß wie ein Auflieger, so daß man für die erforderliche Stabilität eigentlich große Materialstärken bzw. unsichtbare Versteifungen im nicht einsehbaren Inneren einsetzen würde. Andererseits geht dies bei einem Busmodell wegen des von allen Seiten einsehbaren Innenraums naturgemäß nicht. Verschärft wird dieses Stabilitätsproblem dann noch dadurch, daß bis zur Endmontage nur wenig verklebt werden kann, da der Innenraum bis zuletzt zur Montage der Innenteile und zur farblichen Ausgestaltung uneingeschränkt zugänglich bleiben muß.
Eine vollständige Vorausplanung vor Baubeginn - buchstäblich bis hin zum letzten Pinselstrich – ist also unverzichtbar ebenso wie eine selbstquälerische Neigung, da das Ausschneiden von, wenn ich richtig gezählt habe, hier über 50 (also mit Innenverkleidung über 100) Fenster- und Türausschnitten mit abgerundeten Ecken nicht sehr vergnüglich ist.
Der D3U erschien mir nicht nur als ausgesprochen schönes Vorbildfahrzeug, sondern bot zudem auch praktische Vorteile beim Nachbau. Er hat, wie im Modell zu sehen, zwei Innentrennwände, die zumindest während des Baus einiges an Stabilität liefern. Zudem können zahlreiche Fahrgestellteile des Revell-Bausatzes verwendet werden, vor allen die größenkorrekten, massiven Reifen, die das (voraussehbar) hohe Gewicht des fertigen Modells verkraften. Trotz der zeitsparenden Revell-Teile blieben immer noch geschätzt 1500 bis 2000 Arbeitsstunden. Irgendwann habe ich diesbezüglich den genaueren Überblick verloren.
In der langen Doppelstockbus-Tradition der BVG war der D3U das erste neue Nachkriegsmodell, Das Fahrgestell war nahezu identisch mit dem des 12000 U13, den ich hier bereits vor einigen Jahren gezeigt habe. Er war also ein technisch sehr aufwendiges und teures Fahrzeug, Es wurden nur 39 Exemplare von drei verschiedenen Aufbauherstellern gefertigt und bis 1965 eingesetzt. Das sehr ähnlich aussehende Nachfolgemodell D2U (also zweiachsig) mit nunmehr selbsttragendem Aufbau war bei nahezu gleicher Kapazität deutlich günstiger und wurde in großer Zahl eingesetzt. Ein D3U der BVG ist erhalten und im Deutschen Technikmuseum Berlin ausgestellt.
Wunderschön Jürgen! Und wie von dir gewohnt, pieksauber gebaut. Die Chromteile, außen wie innen, machen einen hervorragenden Eindruck. Ein wunderschönes Unikat!
Gruß Oliver
Gute Vorsätze für dieses Jahr hab ich keine. Die vom letzten Jahr sind noch unangetastet
Ich hab mal ein bisschen die Suchmaschine gequält. Leider gibts von dem Dreiachser nicht viele Fotos, dafür aber einige von Zweiachsern. Und die meisten hatten Werbung unter dem oberen Fensterband, z.Bsp. von Persil. Das würde dem Bus noch ausgezeichnet zu Gesicht stehen, sofern er denn jemals mit Werbung gefahren ist und es auch historisch korrekt sein soll.
Gruß Oliver
Gute Vorsätze für dieses Jahr hab ich keine. Die vom letzten Jahr sind noch unangetastet
Die Suche nach Referenzmaterial war ungewöhnlich langwierig. Dabei war nicht nur überraschend, wie unterschiedlich hier die Suchergebnisse bei Google, DuckDuckGo und MSN waren, sondern daß diese sich innerhalb von rund zwei Jahren jeweils auffallend änderten. Nur ständiges Suchen und sofortiges Speichern eines jeden Fundes ergab dann im Laufe der Zeit genung Material - es hätte aber gern noch mehr sein dürfen. Typischerweise trugen die Doppelstockbusse der BVG schon immer Werbung, Anfang der Fünfziger meist für Waschpulver, Zigaretten oder Reifenhersteller – solange diese zahlten. Wenn nicht, fuhren die Busse offenbar oftmals auch ohne Werbung.
Ich hatte bereits die Werbebeschriftung für Persil in der damaligen Form druckfertig ausgearbeitet. Als ich sie dann aber testweise als Papierausdruck an das lackierte Modell gehalten habe, war sie optisch so dominant (was beim Originalfahrzeug wohl auch beabsichtigt war), daß ich das Modell neutral belassen habe.
Vielleicht ist das seltsame Kennzeichen aufgefallen. Dieses hat folgenden Hintergrund, der mir vorher völlig unbekannt war: Nachdem die Rote Armee Berlin besetzt hatte, wurden alle bisherigen, in Berlin mit IA beginnenden Kennzeichen für ungültig erklärt, Es wurden neue Kennzeichen obligatorisch, die mit zwei kyrillischen Buchstaben begannen. Als die Westmächte ihre Sektoren übernahmen, wurden die für Nichtrussen unleserlichen Kennzeichen durch neue mit lateinischen Buchstaben spätestens bis 1948 ersetzt. Kurioserweise begannen diese stets mit den Buchstaben KB für Komandantura Berlin. Diese Kennzeichen wurden, wie auch in der ganzen Bundesrepublik, erst 1956 durch neue ersetzt, die in Berlin nur noch mit dem Buchstaben B begannen.