wer sich wie ich modellbauerisch im Nutzfahrzeugbereich eigentlich nur für historische Fahrzeuge, gleichgültig welchen Herkunftslandes, interessiert, findet bei Bausätzen ein äußerst überschaubares Angebot. Die Zahl möglicher Umbauten unter Verwendung von Pickup-Fahrerhäusern ist ebenfalls begrenzt, und Scratchbau ist vielleicht auch (noch) nicht jedermanns Sache.
Gießharzkabinen-Hersteller eröffnen da viele weitere Möglichkeiten. Diesbezüglicher Pionier war in den Sechziger und Siebzigern Jim Etter mit seinem Label "AIM". Ich war vor Jahren begeistert, als ich erfuhr, daß Jim Etters Produktreihe nach seinem Tod fortgeführt wurde und seit geraumer Zeit von Dave Natale unter dem nunmehrigen Label "AITM" vertrieben wird.
Einerseits ist die AIM/AITM-Vorbildauswahl für den Oldie-Freund die wohl reizvollste unter allen Kabinenherstellern. Andererseits entsprechen die Fahrerhäuser dem modellbauerischen Standard naturgemäß ebendieser Sechziger und Siebziger, und der jahrzehntelange Einsatz von Formen und Mastern macht die Qualität nicht besser.
Da in diesem Unterforum noch keine fertigen Modelle mit AITM-Kabinen zu sehen sind und vermutlich nicht jeder deren typische Eigenarten kennt, ist für einen Interessenten möglicherweise folgendes wissenswert:
Recherche Geliefert wird mit der Kabine idR spärliches oder gar kein Informationsmaterial zum Originalfahrzeug. Alle wichtigen Informationen ( Radstände, Fahrgestellhöhe, Rädergröße, Positionierung des Fahrerhauses auf dem Fahrgestell und sehr vieles mehr) müssen selbst beschafft werden. Fast alles ist mit entsprechender Ausdauer im Netz zu finden, jedoch für einige Fahrzeuge fast nichts. Bevor man eine Bestellung erwägt, sollte zuallererst geprüft werden, wie die Informationslage im Netz ist.
Klein- und Ergänzungsteile Mit der Kabine werden zwar zahlreiche Kleinteile mitgeliefert. Diese sind aber aus Weißmetall, was zweifach unerfreulich ist: zum einen ist die Gußqualität überwiegend miserabel, zum anderen besteht nach Blankpolieren und Klarlackauftrag die Gefahr, daß sie irgendwann wieder dunkel anlaufen. Vieles kann man deshalb besser dem Spenderbausatz entnehmen. Ansonsten ist ein gutes Teilelager unverzichtbar.
Allgemeine Gießqualität Während beim Öffnen des des Kartons alles sehr erfreulich wirkt, ernüchtert das genauere Hinsehen. Es gibt idR zahlreiche kleine Gießfehler, Spaltmaße sind sehr unterschiedlich, Details sind teilweise grob und an manchen Stellen stimmt, wohl aus formtechnischen Gründen, die Vorbildtreue nicht ganz. In einem Fall war die Form offenbar nicht ausreichend stabilisiert, so daß größere Areale krumm und schief waren. Die Materialstärke ist extrem und muß für ein realistisches Ergebnis arbeits- und schmutzintensiv reduziert werden. Einige separate Zubehörteile, wie z. B. Luftfilter oder Auspuffteile, sind von so schlechter Gießqualität, daß man sie zu nichts verwenden kann, aber unproblematischerweise eigentlich immer durch Spritzgußbausatzteile ersetzen kann. Insgesamt ist sehr viel Nacharbeit und einiges an Eigenbau erforderlich.
Kühlergitter Kühlergitter werden ebenfalls aus Gießharz hergestellt, sind im ungünstigen Fall sogar angegossener Bestandteil der Kabine. Eine Nacharbeit mit zufriedenstellendem Ergebnis ist zumindest mir nicht möglich. Hier hilft nur Selbstbau, was machbar, aber außerordentlich schwierig ist. Ich empfehle deshalb, ggfs. Kabinen mit Kühlerjalousie zu nehmen, wo es das Problem nicht gibt.
Verglasung Zu den Kabinen wird keinerlei Verglasung geliefert. Gemäß dem Beipackzettel der Kabine soll nach einer beigefügten Zeichnung eine Windschutzscheibe aus Klarsichtmaterial geschnitten und dann mit einem Bett aus Weißleim in der Fensteröffnung befestigt werden. Dies wurde auch bei allen von mir gesehenen Modellen sogar namhafter Modellbauer so gemacht. Um aber die Verglasung einigermaßen fest einzusetzen, muß Weißleim in erheblicher Menge verwendet werden. Weißleim trocknet aber von einer gewissen Schichtstärke an nicht mehr tranparent, sondern undurchsichtig weiß. Dadurch haben auch ansonsten gut gebaute Modelle einen auffälligen, unregelmäßigen weißen Ring um jedes Fenster, was zumindest nach meinem Empfinden das Modell völlig verdirbt. Wer dies vermeiden will, muß die Verglasung unter erheblicher Nacharbeit der Kabine klebstofflos befestigen.
Insgesamt erfordert der saubere Bau eines Modells mit AITM-Kabine einige hundert Stunden und ist eigentlich nur dem zu empfehlen, der auch vollständig scratch bauen könnte. Wer KFS-Qualität erwartet, wird nicht glücklich werden. Ungeachtet aller Probleme bin ich aufgrund der einzigartigen Vorbildfahrzeuge nach wie vor begeistert und rate jedem, das Gesagte vorausgeschickt, zu.
Die wesentlichste Nacharbeit bestand bei dem folgenden GMC 9500 hierin:
· Neuanfertigung des Kühlergrills samt Scheinwerfern · Anfertigung der fahrzeugtypischen, breiten Chrom- Stoßstange · Umbau der Butterfly-Motorhaube in die kippbare Haube mit den formschöneren Kotflügeln · Spiegelarme aus polierten Injektionsnadeln · Klebstofflose Verglasung · Neuanfertigung der Inneneinrichtung
Welch ein geniales Ding!!! Und eine super Farbgebung!
Von AITM habe ich mal eine Kabine geordert und war ebenso ernüchtert, wie Du! Um es kurz zu machen: Das Ding ist in der Tonne gelandet! Unmöglich! Ich würde mich schämen, sowas zu verkaufen, zumals die Preise schon heftig sind! Anscheined bauen die nach dem Motto "Now, we call it a day..." Nein, dann verzichte ich lieber auf das Modell. Besonders die angegossenen Kühlergrills machen einem das Leben schwer. Es stimmt schon - da kann mans auch komplett scratchen, wenn mans denn kann. Ich kanns nicht! So ein Fahrerhaus würde mich komplett überfordern.
Noch was zum Weißleim: Von der Methode habe ich auch hier im Forum zum ersten Mal gehört. Habe es ausprobiert. Nicht mein Ding! Früher gabs von Revell einen speziellen Kleber, der die Klarteile nicht angriff. Gibts aber nicht mehr. Die Frontscheiben verklebe ich mit normalem Plastikkleber, den ich aber immer erst antrocknen lasse, dann nochmals Kleber drauf, wieder antrocknen lassen und dann die Scheibe rein. Seitenscheiben verklebe ich mit Revell Klarlack; ebenfalls gut antrocknen lassen, bevor die Scheibe reinkommt. Auch andere Kleinteile wie Spiegelarme, Lampen, Antennen usw. werden mit Klarlack verklebt, weil so keine Gefahr besteht, daß normaler Kleber die lackierten Oberflächen ruiniert.
Ein wie gewohnt von dir Perfektes Modell, da sieht man vom großen Aufwand aber gar nichts mehr, auch die Lackierung 1a da muss ich noch eine Weile üben bis es bei mir so schön Glänzt.
Ja diese Ami Bausätze, die sind ganz anderes gewöhnt als wir hier mit den ITALERI Bausätzen wo alles immer perfekt Passt. Daher liegt die schmerz Grenze für Resin auch viel höher, weiß nicht ob ich mir je so etwas mal antun werde, dann Baue ich es doch gleich selber.
Bin schon auf die nächste Meisterleistung gespannt.
du hast ein ebenso geschicktes Händchen für ausgefallene Modelle wie auch für eher untypische Farbgebungen . Wobei das in keinster weise negativ gemeint ist. Die Farben harmonieren bestens miteinander und ergeben ein absolut stimmiges Aussehen. Ich versteh zwar bis heute nicht, wie man eine Pickup Kabine auf ein LKW-Chassis setzen kann (typisch Amis). das wäre in etwa so, als würde man hierzulnde eine Unimog Kabine für einen 40t. verwenden. Aber egal, das Fahrzeug hat durchaus seinen Reiz.
Gruß Oliver
Gute Vorsätze für dieses Jahr hab ich keine. Die vom letzten Jahr sind noch unangetastet
Gratulation zu diesem tollen Modell. Wie meine Vorredner schon erwähnten, wieder eine interessante Vorbildauswahl und sehr gelungene Umsetzung. Bei Deinen Lackkünsten werde ich neidisch! Schade, dass Du keine Baubilder dazu hast, aber dass was Du auf der Tonspur rüberbringst, ist abschreckend genug. Davon sieht man Deinem Modell aber wirklich nichts an. Verzeihe mir den Ausdruck: bildhübsch, aber das war meine erste Reaktion, als ich Deine bilder sah.
Nach heutigem Lesen meines eigenen Begleittextes scheint mir das Positive vielleicht etwas zu kurz gekommen zu sein: - Die Auswahl der Vorbilder für die AIM/AITM-Kabinen dürfte wohl jeden Modellbauer, der sich für US-Lkw der Dreißiger bis Siebziger interessiert, begeistern. Die Bandbreite reicht von ästhetisch bis bizarr und hat mit dem heute weitgehenden Einerlei der Bausatzhersteller nichts gemein. Allein schon ein Blick auf die Homepage von AITM ist die Mühe wert. - Es gibt erhebliche Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Kabinen. M. W. war Jim Etter Angestellter bei Mack und baute dort Werbemodelle für Kunden. Später nutzte er seine Fähigkeiten selbständig und nahm auch Vorbilder anderer Lkw-Hersteller ins Programm. Diese späteren Nicht-Macks sind durchweg - ich stütze mich auf 13 Kabinen, die ich aus eigener Anschauung kenne - von deutlich besserer Qualität. - Gegenüber einem Scratchbau ist die Zeitersparnis erhblich. Der Zeitaufwand für ein Modell mit AITM -Kabine dürfte je nach Qualität des verwendeten Fahrerhauses auch bei sorgfältiger Arbeit nur etwa 30% bis allenfalls 50% eines Scratchbaus betragen.
Martin, das Verkleben von Verglasungen ist tatsächlich so ziemlich das Heikelste am ganzen Modellbau. Etwas zu viel Kleber und das Modell ist verdorben. Etwas zu wenig Kleber und es kommt zum GAU wie bei mir einmal vor etwa 20 Jahren, daß nämlich beim Umsetzen des fertigen Modells eine Pkw-Frontscheibe nach innen gedrückt wurde und nicht mehr zu befestigen war, ohne das Modell zu öffnen - Totalschaden. Seither verglase ich nach Möglichkeit alle Modelle klebstofflos. Dies geht bei vielen Pkws, bei den meisten Bausatz-Lkws und bei allen Resin- und Scratch-Kabinen. Vereinfacht gesagt baue ich eine Innenverkleidung (wie sie ja auch jedes Originalfahrzeug hat), die ich mit Distanzstücken in der Dicke der später aus Klarsichtmaterial zu schneidenden Verglasung auf Abstand zur Karosserie halte, Es ensteht dadurch an allen Fensteröffnungen eine Art umlaufende Nut (ähnlich wie bei einem Bilderrahmen), in die von unten die großzügig geschnittene Verglasung einfach eingeschoben wird. Das ist zwar arbeitsaufwendig, das Ergebnis ist aber auch im Innenraum sauber und selbst bei grobem Zufassen narrensicher.
Oliver, über die Verwendung von Pickup-Kabinen auf mittelschweren Lkws habe ich mich auch gewundert. Ich habe dann aber irgendwann einmal gelesen, daß die Neuentwicklung eines Fahrerhauses (Ford?) unmittelbar nach dem Krieg mehr als $ 1.000.000,00 kostete - eine gewaltiger Betrag, wenn man bedenkt, daß zur gleichen Zeit ein Pickup nur gut $ 1.000,00 kostete. Da war es doch keine schlechte Idee, die Pickup-Kabine gleich etwas größer auszulegen. Nach meiner Erinnerung war übrigens das Fahrerhaus des gezeigten GMC ein reines Lkw-Fahrerhaus, das erst ab etwa 8 oder 10 t GG verbaut wurde.
Thomas und Karsten, hin und wieder werde ich auf den von mir verwendeten Lack bzw. die Nachbehandlung (schleifen und polieren? Klarlack?) angesprochen. Ich benutze idR einfachen (schon seit Jahren nur noch thixotrop erhältlichen) Lack aus dem Baumarkt. Aufgrund der thixotropen (= gallertartigen) Einstellung ist dieser, wie auch stets auf den Dosen hervorgehoben, nur zum Rollen und Pinseln, nicht jedoch zum Spritzen geeignet. Spritzt man trotzdem, erhält man ohne weitere Nacharbeit durch den konkurrenzlosen Farbverlauf eine hochglänzende, spiegelglatte Oberfläche. Dies wird jedoch erkauft mit miserabler Deckkraft und der Tendenz, daß der verdünnte Lack sich von Erhebungen und Vertiefungen zurückzieht. Deshalb sind viele sehr dünne Spritzgänge mit sehr langen Ablüftpausen nötig - nichts für Eilige. Für das Spritzen stark zerklüfteter Teile (z. B. Fahrgestelle) ist thixotroper Lack aufgrund der im vorletzten Satz beschriebenen Tendenz ungeeignet.
Der Bau einer Innenverkleidung ist sicherlich auch eine Lösung - wenngleich eine sehr aufwändige. Allerdings muß ich sagen, daß mir noch keine Scheibe rausgefallen ist (Glück gehabt!) und ich die Bodengruppe des Fahrerhauses (wenn möglich) gar nicht mit der Hütte verklebe, so daß man eventuell auch später noch mal rankommt. Man darf die Modelle dann aber nur noch am Rahmen anheben, sonst hat man die Hütte in der Hand und der Rest bleibt stehen...
Was die Modellvielfalt von AITM angeht, so sind sie ungeschlagen! Aber ich glaube nicht, daß ich nochmals eine solche Hütte kaufe, zumals es absolut nichts in 1:24 gibt.
Ein wahnsins bau. Das Aussehen ist beeindruckend und erst die details.... Das gesammte Modell ist sehr stimmig. Die einzelnen Umbauten geben dem ganzen ein wirklich realistisches ausehen. Das mit AITM stimmt schon allerdings sollten wir auch dren Preis nicht ganz außer Acht lassen. Die Kabinen kosten nicht mehr als 70 Dollar im Schnitt und das ist im Vergleich zu anderen Herstellern doch noch günstig. Der Bausatz eines Liaz aus Russland kostet weit über 100 Euro da ist alles dabei und passt auch alles. Qualität hat ihren Preis. Aber es ist immer wieder schön zu sehen wie aus diesen resin Klumpen so schöne Modelle entstehen. Gruß Arnd
Martin, Deinen Hinweis, daß alle AITM-Artikel in 1:25 gehalten sind, hätte ich in meinem Begleittext eigentlich selbst geben müssen, da daraus natürlich folgt, daß als Spenderbausatz für das Fahrgestell stets ein AMT-Kit benötigt wird. Für eine Mack-Kabine muß es wegen der Mack-typischen HA-Eigenheiten naturgemäß ein Mack-Bausatz sein. Da der ehemalige Ertl-Kit des DM 600 im nächsten Monat nach langer Zeit wieder erscheint, werde ich mir hiervon einen ausreichenden Vorrat anlegen, um mich nicht weitere Male mit dem viel schlechteren Fahrgestell der AMT-originären Cruiseliner/R685 herumzuärgern.
Arndt, ich finde auch, daß die AITM-Preise insgesamt in Ordnung gehen. Ich könnte aus meiner eigenen Erfahrung noch ergänzen, daß Dave Natale freundlich und zuverlässig ist und schnell liefert. Im Gegensatz zu manchen amerikanischen Versendern, die die Preise ihrer Artikel auffallend niedrig ansetzen, um den Kunden dann bei den Versandkosten umso dreister zu übervorteilen, ist er auch bei den Versandkosten sehr zurückhaltend.
Ausgefallene Lkw interessieren mich besonders. Der Gastanker von Dir ist ein wunderschönes Modell. Man endeckt immer wieder etwas Neues im Detail-Reichtum des GMC. Auch die Lackierung sucht seinesgleichen. Ich darf meine Lkw nicht so sauber lackieren, sonst wirken sie als Museums-Laster. Glaube mir, habe jedes Mal bammel vor dem Verschmutzen. Es muß ja nicht dreckig sein, aber eine gewisse Alltagsstaubschicht ist schon was feines. Mein Ziel im Modellbau, wenn man das Bild sieht soll es Echt aussehen. Darum auch die Bilder im Freien bei Sonnenschein.