aufgrund meiner Vorliebe für Lkws der Fünfziger und Sechziger mußte früher oder später ein Henschel-Projekt auf den Arbeitstisch.
In der Realität begegneten einem Henschel-Fahrzeuge typischerweise als Betonmischer, da Henschel hier bis zum Ende Marktführer war. Obwohl ich vor fünfzig Jahren einmal einen Henschel-Betonmischer mit eckigem Frontlenkerfahrerhaus überführt habe, fiel die Entscheidung dann doch auf ein älteres Haubenfahrzeug, da ich die eckigen Frontlenker und Haubenwagen nicht nur weniger attraktiv fand, sondern bei meinem dann gewählten Vorbildfahrzeug ein hier üblicher Separatmotorantrieb für die Trommel die Sache noch etwas interessanter machte.
Meine Wahl fiel also auf einen HS 22 HBM.
Zur Erinnerung: Der erste Henschel Kurzhauber überhaupt erschien 1958 als HS 3-125. Er war als sehr leichter 6x4 und 6x6 mit nur 125 PS als Solo-Kipper und Betonmischer konzipiert. Nach Modellpflegemaßnahmen (z. B. Aufladung) wurde er 1961 zum HS 20 mit 132 PS und HS 22 mit 150 PS. Die späteren Fahrzeuge dieser Reihe hatten durchgehende Windschutzscheiben, beidseitig Auswölbungen am Übergang von Motorhaube zu Kotflügeln und zuletzt wahlweise Trilex-Räder.
Das Referenzmaterial für den Henschel selbst läßt durch Literatur und Internet eigentlich keine Fragen offen. Das gilt für Mischeraufbauten auch bei sehr langer Suche nicht im gleichen Maß. Da Stetter Marktführer war, findet sich diesbezüglich das meiste Material, erfreulicherweise sogar eine Originalmaßzeichnung mit HS 22-125 als Unterwagen, allerdings nur als Seitenansicht der Fahrerseite. Ansonsten ist man auf zahlreiche zeitgenössische Fotos von Stetter-Aufbauten angewiesen, die sich vertrackterweise aber in (nur) kleineren Details immer wieder unterscheiden. Hier mußte letztlich nach Plausibilität ausgewählt werden. Vorsichtshalber habe ich deshalb auf das Stetter-Schild am Wassertank und in der Überschrift auf den Zusatz "mit Stetter-Aufbau" verzichtet.
Wie auf den ersten beiden während der Endmontage am Arbeitstisch gemachten Bilder zu sehen ist, habe ich das Henschel-typische Fahrgestell weitgehend detailliert; allerdings ist am fertigen Modell davon nicht mehr viel zu sehen.
Die Farbkombination habe einem historischen Farbfoto entnommen. Als Halbschwabe habe ich mich zu der etwas scherzhaften Türbeschriftung berechtigt gesehen.
ein super Modell, klasse detailiert und mit Sicherheit sehr selten! Bei "Betonmischer" denke ich zwar erst einmal an Magirus, aber ich bin auch eine Generation jünger. Das Henschel- Fahrgestell könnte auch von Mack sein (Marshall- Plan?) Der Mischer mit dem separaten Antrieb hat natürlich was für sich! Sieht man heute fast gar nicht mehr.
Na, da hat sich das lange warten aber gelohnt. Sensationelle Umsetzung und deine Lackierung ist ja auch vom Feinsten - kurz: da tropft der Backenzahn. Deine Armaturenbretter sind immer wieder fantastisch.
Du begeisterst uns hier mal wieder mit einem für dich typischen, ausgefallenem Modell. Und das mal wieder in einem tadellosen Finish. Der Mischeraufbau mit seinem Kettenantrieb erinnert mich an einen alten AITM Kit (womöglich von AMT o.ä. kopiert). Sowas schwebt mir mit dem alten Volvo N10 vor.
Gruß Oliver
Gute Vorsätze für dieses Jahr hab ich keine. Die vom letzten Jahr sind noch unangetastet
Martin hat recht, eine gewisse Ähnlichkeit zu der Achsaufhängung /-führung bei Mack ist vorhanden, wobei dort aber die vier unteren Längslenker fehlen.
Nach meiner Erinnerung sah das Ganze bei Magirus sehr ähnlich wie bei Henschel aus.
Etwas kurios ist, daß Henschel bei seinen Mischerfahrgestellen n u r auf der Fahrerseite einen gummipufferbewehrten Tragbalken zur Federwegbegrenzung einbaute. Diesen sieht man auch auf meinem ersten Fahrgestellbild und der Seitenansicht des Modells.
Hinsichtlich des Mischerantriebs fand ich überraschend, daß hierfür eine Leistung von 50 bis 60 PS benötigt werden. Bei geringer Motorleistung wäre für das Fahrzeug nicht viel übrig geblieben, so daß hier ein Separatmotor notwendig war. Mit zunehmenden Motorleistungen stellte sich im Laufe der Zeit dieses Problem nicht mehr, so daß dann idR die Kraft für den Mischerantrieb vom Fahrzeugmotor entweder an der Stirnseite oder durch Nebenantrieb abgenommen wurde. Heute sieht man Separatmotore eigentlich nur noch bei Mischern auf Aufliegern.
Die Sache mit dem Tragbalken ist schon etwas kurios. Zumals das Teil richtig viel wiegt. Vielleicht ist der Balken deshalb nur einseitig verbaut worden. Hättte man anders lösen können. Die Henschel- LKWs galten aber als sehr solide und als Kipper habe ich sie noch fahren gesehen. Nicht nur die Frontlenker, auch die alten Hauber noch.
ganz großes Kino . Sehr stimmig, sehr sauber umgesetzt und fotografiert! Da steckt sicher jede Menge Recherche und Arbeit drin. Beim Betrachten der Bilder ist mir auch das Profil der Reifen aufgefallen. Das sieht auch nicht nach Standard 08/15 aus. Oder täusche ich mich da?
Vielleicht ist eine Angabe zur Herstellung der wellenförmigen Profilrillen der Vorderreifen nützlich. Dazu benötigt man ja eigentlich Zurüstungen zur profimäßigen Drehbank.
Ich benutze jedoch eine Vorrichtung, mit der man normalerweise die Kanten von Papierfotos, Urkunden u. ä. bis A 4 dekorativ beschneidet. Man kann dabei unter verschiedenen Schnittformen wählen, darunter auch die von mir genutzte enge Wellenform. Diese Vorrichtung habe ich vor vielleicht 5 oder 10 Jahren nach meiner vagen Erinnerung in einem Internetversand für Handarbeitsbedarf (??) gekauft. Da sie ganz aus Kunststoff gefertigt ist, hielt sich der Kaufpreis mit etwa € 30,00 (??) in Grenzen.
Ich durchschneide also 0,5mm PS mit diesem Gerät wellenförmig. Ich trenne diesen Schnitt dann parallel ganz normal auf beiden Seiten mit Messer und Lineal ab. Wenn ich so genug Streifen (also immer eine Kante gewellt, die andere gerade) geschnitten habe, klebe ich diese plan auf 0,5 oder 1,0mm PS so auf, das sich das zu sehende Profilbild ergibt. Nach Durchtrocknen klebe ich das Ganze auf einen von einem Rohr mit passendem Durchmesser abgetrennten Ring auf und füge die Reifenflanken an.
das Reifenprofil könnte man auch mit einem Plotter schneiden. Meine Frau hat einen von Silouette und einen von Brother, den sie fürs Bastel von Grußkarten nimmt. In den Programmen der Plotter sind diverseste Konturen bereits gespeichert; u.a. auch solches Wellenformen. Man kann die Plotter allerdigs auch mit dem PC verbinden und eigen Muster zeichnen. Allerdings sind solche Plotter recht teuer. Die Dinger schneiden auch Ps bis zu einer Stärke von 0,5 mm.
ich hatte bislang die Vorstellung, Plotter seien größere Geräte zum Schneiden von Folien, die z. B. von Messebauern zur Herstellung von Schriften u. ä. eingesetzt werden. Daß hiermit auch im Kleinen dünnes PS geschnitten werden kannn, ist für mich überraschend. Auch wenn heute offenbar noch kostspielig, werde ich mich mit diesem Gebiet beschäftigen. Schließlich war früher manches unerschwinglich, das später viel günstiger wurde.
Die Methode, die Profile zu plottern, ist aber viel zu umständlich! Es wäre wohl wesentlich einfacher, wenn man die Räder komplett im 3D- Druck erstellen würde. Zudem verbraucht das Plottern des PS- Sheet (auch, wenn es nur 0,5 mm dick ist) drei Schneideklingen für ein DIN A4- Blatt! Man kann also immer nur abschnittweise plottern. Das geht gewaltig ins Geld, weil ein solches Messer satte 15,- Euro kostet! Das Ganze rentiert sich also nicht. Daher habe ich es auch nach drei Versuchen, Teile zu plottern, wieder aufgegeben. Meine Frau hätte mich beinahe gelyncht, weil ich ihre Messerköpfe verbraten habe
Schade Martin, es wäre so schön gewesen - wenn auch wirklich kostspielig, wie ein gestriger, erster Blick in Internet gezeigt hat.
Ich habe bemerkt, daß der erste Henschel-Kurzhauber von mir durch einen Tippfehler falsch bezeichnet ist. Die Bezeichnung war natürlich nicht HS 22-125, sondern der alten, damaligen Henschel-Typologie folgend HS 3-125. Ich versuche, dies im Text zukorrigieren.
die Wege und Mittel, korrekte Reifen herzustellen, sind schon sehr vielfältig. 3D Konstruktion und Druck kann schon sehr gute Ergebnisse liefern. Da muss man schon sehr geübt sein. Aber es geht auch so, wie es Jürgen oder Mart gemacht hat. Bei meinen Versuchen habe ich mir einen Rohling aus einem bestehenden Reifen erstellt, dann das Profil auf einem Träger gefräst, auf den Rohling aufgeklebt und verspachtelt und verschliffen, bis mir die Form gefiel. Danach fiel dann dieser Master in eine Silikonform .
genau so mache ich es bevorzugt im 1:24 Pkw-Bereich, wo es bei Alt- und Uraltbausätzen noch zweiteilige PS-Reifen ohne brauchbares Profil gibt.
Bei Lkw-Reifen mit dem früher durchgängig gebräuchlichen Wellen-oder Zickzackprofil habe ich einmal testweise ein Rautengitter gefräst und dann Teile davon mit PS-Streifen wieder so verschlossen und verspachtelt, daß ein Zickzackprofil übrigblieb. Das war aber derart zeitaufwendig (und langweilig), daß ich bei meinem beschriebenen Wellenprofil geblieben bin.
Hallo Jürgen. Wie bei all deinen anderen Modellen komme ich aus dem Staunen nicht heraus. Was Du hier lieferst übertrifft alles. Kaum zu glauben, dass die Armaturenbretter selbst angefertigt wurden. Schlussendlich fasziniert es mich, wie Du die Bilder von den Modellen machst. Die sind oftmals schöner als manche aus Prospekten. Absolute Hochachtung vor deiner peniblen Arbeit.