Hallo zusammen,
hab mich ja langsam vorgetastet, ob der Big Boy hier erwünscht ist, also hier ein wenig mehr dazu. Insbesondere der Dioramenbau könnte ja interessant sein.
Die Idee:Ich bin zwar kein Eisenbahn-Fan, aber der Big Boy ist einfach faszinierend, zumal der Revell-Kit recht preiswert ist, ganz im Gegensatz zum dem exklusiven Märklin-Modell. Aber so ein preisgünstiges Plastik-Kit bietet auch mehr Möglichkeiten, also war klar: Nur bauen und in die Vitrine stellen ist zu wenig, eine Szene muß her!
Dank Recherchen im Internet und mit einem Sonderprospekt von Märklin kamen ein paar Details zutage: BigBoys fuhren gelegentlich auf sehr langen Steigungen in Wyoming mit ca. 1,77% und 1,55% Steigung. Auf den ersten Blick nicht dramatisch, aber mit über 3000t am Haken Schwerstarbeit und das in 2000m Höhe. Die Landschaften dort dürften ziemlich rauh und wüstenartig sein, zudem schreiben wir die Jahre 1940-1958. Also ein ideales Szenario für ein rustikales Diorama, ähnlich diesem Original-Foto:
Der Revell-Bausatz:Der Bausatz selbst ist nicht besonders paßgenau, eher ein Klebe/Snap-Kit mit diversen Unzulänglichkeiten, wie ein "schlabberndes" Drehgestell vorne, o.ä. Die Decals sind sehr schlecht und nicht maßstäblich. Mit ein paar Tricks kann man dennoch ein ansehnliches Standmodell bauen. Farben: Revell schwarz matt 8, Radkränze Testors Chromsilber, Kessel 50% Revell silber 90 + 50% Heller aluminium.
Hier das "trocken gebürstete" Modell, zwecks der realistischen Darstellung des schweren Eisens. Später wurde die gesamte Lok noch mit Pastell-Kreide eingestaubt
Das Diorama:Hier wird schon mal Maß genommen, das Gleis ist ein Flexgleis von Roco und hat auf dem Diorama exakt eine Steigung von 1,7% (s. oben Recherche). Sieht man eigentlich nur auf dem letzten Foto ganz unten. Die Grundfläche des Dioramas ist so bemessen, dass es in eine meiner Vitrinen paßt und einen Glasboden ersetzt. Das war die Vorgabe.
Bewährter Modelleisenbahn-Landschaftsbau: Papier-Klumpen, eingebaut in eine Rippenkonstruktion aus Wellpappe. Die Trasse und die Ebene sind aus starkem, glatten Karton:
Dann alles mit eingeleimtem Zeitungspapier vormodellieren (Ponal Weißleim). Drum herum ein Rahmen aus Sperrholz, der auch gleich lasiert wurde.
Dann kann das Modellieren beginnen: erst alles mit einer eingefärbten, dünnen Gipsschicht überziehen (Basis). Dann kam der Modelliersand von Busch (genial dafür !!) im wahrsten Sinne des Wortes zum Zug: Die Schiene wurde in den braunen, noch feuchten Sand eingedrückt (die Schwellen sollen ja möglichst verschwinden)
Der Bahnübergang wurde aus Streichhölzern ebenfalls in den Sand eingedrückt und die Kontur der Trasse etwas verwischt, damit der Rest des Dioramas in einem helleren Braunton (auch Busch Modelliersand) modelliert werden kann.
Am Bahnübergang kann man gut sehen, wie die beiden Brauntöne ineinander vermischt werden können. Der Modelliersand läßt sich mit einem Spachtel grob auftragen, dann z.B. mit einem groben Borstenpinsel verwischen. Hauptvorteil: Man kann ihn immer wieder anfeuchten, quasi eine unendliche Bearbeitungszeit. So lassen sich z.B. in aller Ruhe Radspuren, Fußabdrücke etc. prägen. Der feuchte Sand haftet nicht an Rädern von Fahrzeugen, ist aber fein genug, um Spuren sichtbar zu machen. Erst wenn alles fertig und ausgetrocknet ist, sollte man zum Fixieren eine "Lasur" aus hochverdünntem Holzleim auftragen.
Zur weiteren Realitätsnähe wurden in den hellbraunen Sand verschiedenartige Dinge eingemischt, z.B. Asche um grau-braune Schattierungen zu erzielen, Korkstückchen (freiliegende Steine) usw. Ergänzend wurde dann noch diverses Geröll zunächst lose platziert und dann mit hochverdünntem Holzleim quasi fixiert. Sonst krümelt es irgendwann vom Diorama. Die Gräser sind zweckentfremdete Borsten einer Stoppelfeld-Matte (glaube auch von Busch). Teilweise mußte ich die neu zu Büscheln formen und mit Pinzette platzieren, insbesondere in dem kleinen Rinnsal neben der Bahnstrecke. Das besteht übrigens aus Gießharz, in das auch Geröll mit eingegossen wurde.
Und hier noch ein paar Eindrücke mehr von der fertigen Szene.
Da staunt selbst der Farmer nicht schlecht und steigt sogar aus...
Hier sieht man die leichte Steigung der Schiene:
Ergänzend sei noch erwähnt:
Die Hütte ist eine Bauhütte von Vollmer (nur farblich behandelt), das Auto ein Dodge Stationwagon von Busch, die Figuren ein Set "US Güterzugpersonal" von Preiser (die Lokführer und Heizer sind natürlich in der Lok bei der Arbeit
)
Soviel zum Ausflug in die Welt der Dampfrösser, hoffe es gefällt, auch wenn es mal kein Laster ist.
Viele Grüße
Carsten